Herr Stoiber und die Liebe

12 12 2009

Eines vorweg: Ich habe nichts gegen Edmund Stoiber. Seitdem er zurückgetreten ist, gefällt er mir sogar immer besser, hat er uns doch einen wahren Schatz an mehr oder weniger geflügelten Worten hinterlassen. Stoiber ist eines der besten Beispiele dafür, dass Politiker keine Übermenschen sind, sie tun nur gerne so.Dazu ein Zitat. Das Thema lautet Bildungspolitik, der Redner heißt Herr Stoiber: „Wir müssen den Kindern mehr Deutsch lernen.“ Der ist gut, oder? So was kann man nicht erfinden. Hier ist gewissermaßen der Dativ dem Akkusativ sein Tod.

Schwierig wird es, wenn unsere Volksvertreter rhetorisch den Bogen spannen müssen zwischen sich selbst als öffentliche Person und als Privatmensch. Hören wir mal, wie sich unser Herr Stoiber hier abmüht. Thema ist Karin Stoiber, seine Wegbegleiterin durch dick und dünn. Ihr schuldet er einige Genugtuung. Und versuchen Sie doch mal, so was Zweischneidiges wie etwa die Gattenliebe der staunenden Öffentlichkeit klarzumachen: „An meiner Frau schätze ich… äh… ja gut… äh…, die Attraktivität, die sie über all diese Jahre behalten hat, und … äh… und… äh… die absolute… äääääh…. Familienorientiertheit.“

Man spürt, hier spricht ein treusorgender Ehemann, er bringt es nur nicht richtig rüber. Ein anderer Experte in Sachen Weiblichkeit ist unser ehemaliger Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl. Er bringt die Sache viel kürzer auf den Punkt als Stoiber und behält dabei sogar noch den politischen Faktor Weib im Auge: „Die Mehrheit der deutschen Frauen ist weiblich.“ Ja, da schau her!

Kann man es schöner sagen, was Politiker an Frauen wirklich schätzen, nämlich ihr Wahlverhalten an der Urne?

Na ja, decken wir das Mäntelchen der Nächstenliebe über all das, wir reden ja alle mal Sondermüll. Aber einen Spruch kann ich mir nun doch nicht verkneifen, weil er ein so herrlicher Abschluss ist. Er stammt natürlich auch von Edemund, dem Edel-Rhetoriker: „Wir beide, wir haben Humor. Sie… äh… in der Praxis! Ich… in der Theorie.“

Ach je, wie tragisch: Hier liebt einer das geflügelt Wort – aber diese Liebe bleibt unerwidert.